Nicht alltäglich
24.01.19 – 02.03.19

Sabine Christmann

Die Gegenstände der Stilleben von Sabine Christmann sind meist unbeachtete „Zeitgenossen“  und stammen  aus unserer Alltags- und Konsumwelt. Trotz ihrer ästhetischen Reize werden sie normalerweise, nachdem sie ihren Zweck erfüllt haben, weggeworfen.

Als Malobjekte sind sie von ihrem Gebrauchszusammenhang befreit, indem sie auf einer neutral weißen Bühne stehen. Man kann sie so erst bewusst als ästhetische Objekte in ihrer ganzen Schönheit, ihren Farben, ihren grafischen Reizen, ihrem Glänzen, ihrem matten Leuchten oder ihrer zarten Durchsichtigkeit wahrnehmen.

Für Sabine Christmann agieren die Gegenstände als Stellvertreter von Personen, die sich auf der leeren Bühne zueinander gruppieren, allein stehen, oder sich annähern, aneinander lehnen oder sich gegenseitig wegdrücken  und in Beziehung zueinander stehen. Ihre Aufschriften werden so zu Charaktermerkmalen. Manche sind schüchtern, andere vorwitzig.  Manche Tüten-Zipfel erscheinen wie Zehenspitzen, auf denen sie durchs Bild tanzen. Es wird ein Stück aufgeführt, das nicht eindeutig ist und verschieden interpretiert werden kann.

Bei Ihren neuesten kleinen Werken, bedecken farbige Tütenausschnitte den Hintergrund. Sie bilden dann eine Art Bühnenbild für den Auftritt der Gegenstände. Meist aber treten die Gegenstände  in neutraler Umgebung auf. Nichts soll mehr an ihre dienende Funktion erinnern. Sie sind Hauptpersonen und vor dem Weiß lenkt nichts von ihrer farblichen Schönheit ab. In der Spiegelung erscheint diese Schönheit in zarteren Tönen noch einmal. So entsteht farblich eine Verbindung zum Umraum. Die Spiegelung lässt die Gegenstände fast schweben und von der Erdenschwere befreit erscheinen.

In dem im Bild Kontraste und verschiedene Richtungen und Spannungen so ins Gleichgewicht gebracht werden, dass Ruhe und Harmonie entsteht, kann man das Bild als  utopische Gegenwelt zur realen Welt sehen. So verweisen die Bilder von Sabine Christmann auch auf die Relativität von Wahrnehmung und dass es verschiedene Möglichkeiten gibt, ein und dieselbe Sache zu sehen.

Kurzvita:
Sabine Christmann studierte 1981-1986 an den staatlichen Kunstakademien Karlsruhe und Stuttgart bei Prof. Peter Dreher und Prof. Rudolf Haegele. Lebt und arbeitet in Bartenstein, Deutschland.

Einzelausstellungen u.a. bei folgenden Galerien: von Braunbehrens, München; Charron, Paris (Frankreich); Gana Art Gallery, Seoul und Busan (Südkorea); Andreas Henn, Stuttgart; Barbara von Stechow, Frankfurt/M; Terminus, München.

Messeteilnahmen (Auswahl): Art Cologne, Arco Madrid, art Bologna, art Miami, CIRCA10, Puerto Rico, KIAF Seoul, Kunst Zürich, Palm Beach, Scope New York, viennafair, Wien.